Transformation der Organisationsidentität im Jahr 2025 und darüber hinaus
Da globale Unternehmen immer mehr neue Technologien wie die Tokenisierung, dezentrale Identität und KI-gesteuerte Compliance nutzen, ist der Bedarf an zuverlässigen, interoperablen und skalierbaren digitalen Identitätslösungen größer denn je. Der digitalisierte und kryptografisch verifizierbare Legal Entity Identifier (vLEI) wird die digitale Organisationsidentität revolutionieren und eine automatisierte Authentifizierung und Verifizierung für Rechtsträger ermöglichen. In diesem Blogbeitrag untersucht Alexandre Kech, CEO von GLEIF, wie der vLEI Betrug vermeidet, die Transaktionssicherheit verbessert und einen zuverlässigen Mechanismus zur Überprüfung von Rechtsträgern in einer sich schnell digitalisierenden Wirtschaft bietet.
Autor: Alexandre Kech
Datum: 2025-02-13
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Angesichts der zunehmenden digitalen Transformation ist es von ausschlaggebender Bedeutung, die Authentizität von Organisationsakteuren sicherzustellen. Die Zukunft geschäftlicher Transaktionen wird von der digitalen Verifizierbarkeit abhängen – Vertrauen wird somit nicht vorausgesetzt, sondern kryptografisch nachgewiesen.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, arbeitet GLEIF daran, das digitale Vertrauen in Finanzökosysteme durch eine offene, überprüfbare Organisationsidentität zu stärken. Der Legal Entity Identifier (LEI) ist seit langem ein Eckpfeiler für die Identifizierung von Unternehmen bei Finanztransaktionen. Nun markiert der digitalisierte und kryptografisch verifizierbare LEI (vLEI) einen bedeutenden Schritt in eine Zukunft, die auf digitalem Vertrauen basiert.
Der vLEI ist eine neue Form der digitalisierten Organisationsidentität. Es ist einzigartig, dass er eine automatisierte und eindeutige Überprüfung der Identität von Organisationen sowie der in ihrem Namen handelnden Personen ermöglicht. Der vLEI geht auf wichtige Bedürfnisse im Zusammenhang mit neu auftretenden identitätsbasierten Risiken ein. Hierzu gehören die Genehmigungen und Authentifizierung der Organisationsidentität und die digitale Signatur und Einreichung offizieller Dokumente (wie Anmeldungen, Berichte, Daten), einschließlich der Signatur der damit verbundenen Inhalte.
Angesichts dieser Fähigkeit besteht in Bezug auf den vLEI und seine unterstützende Infrastruktur eindeutig die Chance, sich zum führenden Protokoll- und Technologie-Ökosystem für überprüfbare Organisationsnachweise zu etablieren.
Die Analyse von drei Schlüsselthemen, die die Weltwirtschaft im Jahr 2025 und darüber hinaus beeinflussen dürften – namentlich der anhaltende Kampf gegen Finanzkriminalität und Instabilität, das Aufkommen hochentwickelter Deepfakes und die Notwendigkeit, internationale Lieferketten zu vereinfachen – zeigt, wie das enorme Potenzial des vLEI bereits jetzt erkannt wird:
1. Den Kampf gegen globale Finanzkriminalität und Instabilität aufnehmen
Es gibt bereits starke Unterstützung aus der Branche für den Einsatz von LEI und vLEI, um schnellere, günstigere, transparentere und umfassendere grenzüberschreitende Transaktionen zu ermöglichen. Zu den regulatorischen Befürwortern des LEI zählen der Finanzstabilitätsrat (FSB), der Ausschuss für Zahlungsverkehr und Marktinfrastrukturen (CPMI) der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Swift Payments Market Practice Group (PMPG) und die Wolfsberg-Gruppe. Die Financial Action Task Force (FATF) hat außerdem eine laufende Konsultation zu vorgeschlagenen Aktualisierungen der FATF-Empfehlung 16 eingeleitet, um weltweit standardisierte Rechtsträgerkennung wie den LEI einzubeziehen.
Ferner hat eine aktuelle Umfrage der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) ergeben, dass der LEI die bevorzugte und wirksamste Kennung für Rechtsträger auf den Finanzmärkten bleibt. Überwältigende 83 % der Befragten wählten den LEI als primäre Kennung und betonten dessen weltweite Verbreitung, Zuverlässigkeit und Interoperabilität.
Zukünftige regulatorische und branchenbezogene Entwicklungen werden diese Unterstützung nutzen und so das Vertrauen und die Stabilität im gesamten Finanzökosystem fördern. GLEIF ist bestrebt, die Zusammenarbeit mit diesen und anderen wichtigen Stakeholdern auszuweiten, um angesichts der zunehmenden Digitalisierung von Finanzdienstleistungen neue Möglichkeiten für den vLEI zu erkunden.
Dies geschieht zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Die Digitalisierung verspricht zwar große wirtschaftliche Chancen, birgt aber auch neue Risiken. Laut Interpol-Bericht „Global Financial Fraud Assessment 2024“ wird das „Ausmaß des Finanzbetrugs parallel zum technologischen Fortschritt und der weltweiten Verbreitung virtueller Dienste zunehmen.“
Darüber hinaus stellt die Digitalisierung auch eine Bedrohung für die Finanzstabilität dar, da die Institute bei der Unterstützung kritischer Funktionen und der direkten Bereitstellung zentraler Dienste zunehmend auf externe IT-Dienstleister angewiesen sind. Die neue Verordnung über die digitale Betriebsstabilität (DORA) der EU bietet einen Rahmen, um sich dieser Herausforderung zu stellen, und unterstreicht die Bedeutung einer standardisierten, überprüfbaren Organisationsidentifikation als entscheidende Voraussetzung für Cyber-Resilienz und Vertrauen in digitale Ökosysteme. Dies ist ein wichtiger regulatorischer Meilenstein, der in allen Bereichen der Weltwirtschaft repliziert werden dürfte und durch den LEI und vLEI direkt unterstützt werden kann.
2. Deepfakes erfordern einen neuen Ansatz bezüglich Organisationsidentität
Durch die Fortschritte im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz werden Deepfake-Videos, -Kommunikationen und -Dokumente immer ausgeklügelter und nehmen rasant zu. Dadurch werden seit langem bestehende Defizite in der Organisationsidentität sichtbar. Das Vertrauen in die digitale Authentizität schwindet angesichts des zunehmenden Risikos und der Auswirkungen von Identitätsbetrug rapide.
Der vLEI begegnet der wachsenden Bedrohung durch Deepfake-Betrug, indem er die verifizierten Identitäten von Organisationen und ihren offiziellen Vertretern über digitale Kanäle hinweg sowie Ursprung und Authentizität der Kommunikation und Inhalte bestätigt.
Dieses Potenzial zur Wiederherstellung des digitalen Vertrauens verspricht eine bahnbrechende Transformation. Nehmen wir zum Beispiel die Telekommunikationsbranche, wo der vLEI getestet wird, um die Probleme betrügerischer Anrufe und Nachrichten zu lösen. Er soll Organisationen, die ausgehende Anrufe tätigen und Textnachrichten versenden, einen digitalen Nachweis dahingehend ermöglichen, dass sowohl die Organisation als auch die Kommunikation selbst authentisch sind. Angesichts der branchenweiten Zunahme von Deepfakes gibt es eine überzeugende Gelegenheit der erweiterten Anwendung des vLEI, um neuen Herausforderungen zu begegnen.
3. Die Digitalisierung globaler Lieferketten kann Billionen an wirtschaftlichem Wert freisetzen
Trotz erheblicher Investitionen in die Digitalisierung globaler Lieferketten unterstreicht ein Bericht der Internationalen Handelskammer Großbritanniens (ICC) die Herausforderungen, die durch fragmentierte Datenstandards und -systeme entstehen: Lediglich 1-2 % der Handelsdokumente werden in digitaler Form verarbeitet. Das Endergebnis dieser Komplexität und Ineffizienz ist eine Handelsfinanzierungslücke von 2,7 Billionen US-Dollar, die kleine Unternehmen und Entwicklungsländer besonders stark betrifft.
Da er Organisationen eine weltweit standardisierte digitale Kennung bietet, verspricht der vLEI eine Harmonisierung der Handelstransaktionen und eine beispiellose Effizienzsteigerung in den globalen Lieferketten. In der Schifffahrtsbranche wird der vLEI beispielsweise schon jetzt eingesetzt, um den nahtlosen Austausch elektronischer Handelsdokumente über Grenzen und Rechtsräume hinweg zu ermöglichen.
Dies bringt uns der Verwirklichung eines digitalisierten Handels einen Schritt näher, der laut Bericht der Internationalen Handelskammer Großbritanniens dazu beitragen könnte, das globale Wachstum in den G7-Ländern um 9 Billionen US-Dollar, im Commonwealth um 1 Billion US-Dollar und in den ASEAN-Ländern um 1 Billion US-Dollar zu steigern. Dadurch würden 500 Milliarden US-Dollar an gebundenem Bargeld freigesetzt und die Handelsfinanzierungslücke um 50 % geschlossen.
Durch mehr Transparenz hilft der vLEI Organisationen auch dabei, fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Handelspartner zu treffen, Finanz- und Reputationsrisiken zu verringern und eine solide Grundlage für ihre Bemühungen und Berichterstattung zu den Themen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) zu schaffen.
Eine wachsende vLEI-Infrastruktur
Angesichts der zunehmenden Reichweite und Wirkung des vLEI spielt ein kontinuierlich expandierendes Ökosystem eine Schlüsselrolle.
Im Oktober 2024 wurde der ISO 17442-3:2024 zur Standardisierung des vLEI veröffentlicht, was „eine erhebliche Verbesserung der Infrastruktur [darstellt], die den Wert des globalen Systems rechtlicher Identifikatoren weiter steigert“.
Die Standardisierung wurde durch ein wachsendes Netzwerk Qualifizierter vLEI-Vergabestellen (QVIs) ergänzt, die berechtigt sind, vLEIs an Rechtsträger auszugeben. Dieses Netzwerk soll in den kommenden Monaten durch die verschiedenen Organisationen weltweit gestärkt werden, die derzeit am Qualifizierungsprogramm im Rahmen der vLEI-Ökosystemstruktur von GLEIF teilnehmen.
Da das Ökosystem immer umfangreicher und wichtiger wird, sind zusätzliche Ressourcen und Fachwissen erforderlich, um den dynamischen Anforderungen aller Branchen gerecht zu werden. Die Einrichtung des branchenübergreifenden Technical Advisory Board für vLEI bietet Unterstützung im Hinblick auf technische Belange, Governance und Entwicklung. Ivan Mortimer-Schutts ist außerdem in der neu geschaffenen Rolle des Global Head of vLEI zu GLEIF gestoßen. Damit sind wir in der Lage, auch künftig unvermindert Spitzenleistungen zu erbringen und unser Ziel zu erreichen, eine vertrauenswürdige Unternehmensidentität fest in jede Geschäftsbeziehung zu integrieren.
Um das Wachstum des Geschäfts und Ökosystems des vLEI voranzutreiben, müssen wir uns künftig kontinuierlich auf die globale Akzeptanz und die Förderung strategischer Partnerschaften konzentrieren. Finanzinstitute, Regulierungsbehörden und Technologieanbieter aller Branchen spielen bereits eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung des vLEI-Rahmenwerks und sorgen für dessen umfassende Integration in die digitale Wirtschaft. Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Organisationen den vLEI annehmen und ihre Identität zukunftssicher machen in einer Welt, in der Vertrauen auf kryptografischer Sicherheit aufbaut.
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Alexandre Kech ist der CEO der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF).
Bevor er zu GLEIF stieß, war Alexandre Kech als Head of Digital Securities bei der SIX Digital Exchange tätig. Als Mitglied der Geschäftsleitung trug Herr Kech die volle Führungsverantwortung für den Geschäftsbereich Digital Securities, einschließlich Sales und Relationship Management, Entwicklung von Produkten, Business Design sowie der Erweiterung des Ökosystems.
In den vergangenen 25 Jahren hat Herr Kech eine einzigartige Karriere aufgebaut, die Finanzen bei BNY Mellon, Zahlungs-/Wertpapierinfrastruktur und -standards bei SWIFT sowie Blockchain und digitale Vermögenswerte bei Onchain Custodian (ONC) und zuletzt bei Citi Ventures umspannt. Als Mitgründer und CEO von ONC leitete er das in Singapur und Shanghai ansässige Team, das Depot- und Prime-Brokerage-Dienstleistungen für Kryptowährungen und andere digitale Vermögenswerte von Grund auf aufbaute. Als Blockchain & Digital Asset Director bei Citi Ventures schuf er ein Team, um das europäische Ökosystem in neue Anwendungsfälle für Blockchain-Technologien und digitale Assets einzubinden.
Herr Kech engagiert sich außerdem in Branchen- und Standardisierungsinitiativen. Als Koordinator des ISO TC 68/SC8/WG3, das den ISO 24165 Digital Token Identifier (DTI) schuf, ist er Mitglied des DTI Foundation Product Advisory Committee. Zuletzt war er außerdem Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Global Digital Finance Custody (gdf.io).
Alexandre Kech erwarb einen Bachelor-Abschluss in Übersetzung und einen Executive MBA der Quantic School of Business and Technology, während er Onchain Custodian aufbaute, und setzte dabei Theorie in Echtzeit in die Praxis um.