Newsroom & Medien GLEIF-Blogbeiträge

Der Wert von Transparenz in der digitalen Handelsfinanzierung, mit Aaron Seabrook, COO, Contour

Nach der jüngsten Ankündigung der Partnerschaft von GLEIF mit dem digitalen Handelsfinanzierungsnetzwerk Contour sprachen wir mit Aaron Seabrook, COO bei Contour, um herauszufinden, weshalb die digitale Identität für die Zukunft des globalen Handels so wichtig ist.


Autor: Aaron Seabrook, Chief Operating Officer bei Contour

  • Datum: 2021-12-14
  • Ansichten:

In der globalisierten digitalen Wirtschaft wird die Überprüfung der Identität von Handelspartnern monatlich komplexer und teurer. Laut den Daten von GLEIF (Links siehe weiter unten) ziehen 50 % der Finanzinstitute zur Validierung jedes Kundenunternehmens durchschnittlich vier verschiedene Kennungen heran. Einzelne Unternehmen, die weder über die Überprüfungsfähigkeiten noch über die Ressourcen von Finanzinstituten verfügen, tun sich noch schwerer.

Im November 2021 ist GLEIF eine Partnerschaft mit Contour eingegangen. Contour ist ein globales Netzwerk von Banken, Unternehmen und Handelspartnern, die zusammen an der Revolutionierung der Handelsfinanzierungsbranche durch die Beseitigung von Eintrittsbarrieren arbeiten. Die Partnerschaft ermöglicht den Einsatz von Legal Entity Identifiers (LEIs) innerhalb der Plattform von Contour und stellt die digitale Identität in den Mittelpunkt ihres Ansatzes.

Wir haben uns mit Aaron Seabrook, COO bei Contour, getroffen, um über die Partnerschaft zu sprechen und herauszufinden, weshalb die digitale Identität eine so wichtige Komponente beim Aufbau besser zugänglicher Handelsnetzwerke sind.

Was sind einige der gängigen Herausforderungen, auf die Kunden von Contour stoßen, wenn sie versuchen, die Identität potenzieller Handelspartner zu überprüfen?

Wenn sich Unternehmen daranmachen, Beziehungen mit neuen Lieferanten aufzubauen, müssen sie sich unbedingt davon überzeugen, dass diese Lieferanten auch diejenigen sind, als die sie sich ausgeben. Unsere Mitgliedsunternehmen haben uns berichtet, dass die Verfahren zur Überprüfung von Lieferanten fragmentiert sind und inkonsistent angewandt werden, insbesondere nach den geschäftlichen Verwerfungen infolge der Covid-19-Pandemie. Die Feststellung der Identität eines neuen Lieferanten ist tendenziell ein manueller Prozess, der natürlich sehr ineffizient ist: Er ist anfällig für menschliche Fehler, stellt eine Herausforderung bei der Skalierung entsprechend dem Geschäftswachstum dar und ist wirklich zeitintensiv.

Warum hat sich Contour für eine Partnerschaft mit GLEIF entschieden?

Contour möchte eine bessere Welt für Unternehmen schaffen, indem es den globalen Handel zugänglich, digital und sicher macht. Das Ziel unserer Plattform besteht darin, die finanziellen Abläufe zwischen Banken und Unternehmen zu vereinfachen, um so eine nahtlose Zusammenarbeit in Echtzeit zu ermöglichen. Dadurch hoffen wir, für alle Beteiligten die Komplexität zu verringern und die Effizienz zu optimieren.

Während des Ausbaus der Plattform sind wir beim Onboarding neuer Mitgliedsunternehmen auf Herausforderungen gestoßen. Einige haben mehrere Verbindungen zu verschiedenen Netzwerken, bei denen sie auch unter einem leicht abweichenden Namen registriert sein können. Andere können sich bei uns über eine Holdinggesellschaft registrieren, indem sie eine Handelsgesellschaft nutzen, und melden sich bei anderen unter Verwendung einer Handelsgesellschaft an. Wenn wir versuchen, diese Informationen zusammenzufügen, unterlaufen uns aufgrund der manuellen Prozesse Fehler. Digitale Systeme verlangen Struktur, weshalb wir uns entschieden haben, ein individuelles Identifikationssystem für unsere Plattform einzuführen.

Unsere Wahl fiel auf den LEI, da dieser ein gut geregelter und weithin eingeführter globaler Standard ist.

Welche Vorteile erhalten Kunden von Contour durch den LEI im Rahmen dieser jüngsten Partnerschaft?

Durch unsere neue Rolle als Registrierungsstelle wird der LEI ein zentraler Bestandteil unseres Onboardingsystems. Unternehmen, die sich mit Contour zusammenschließen, durchlaufen unseren automatischen Onboardingprozess. Im Rahmen dieses Systems wird nun auch überprüft, ob sie über einen LEI verfügen. Wenn dies nicht der Fall ist, registrieren wir sie und übernehmen sogar die Kosten dafür.

Der LEI wird nicht nur das Kundenerlebnis unserer Nutzer innerhalb von Contour verbessern; er wird auch einen wesentlichen Einfluss auf ihren gesamten Weg des digitalen Handels haben. Unsere Mitglieder haben verschiedene Verbindungen innerhalb verschiedener Netzwerke. Durch einen LEI stehen die rechtlichen Referenzdaten eines Unternehmens jedem überall und kostenlos elektronisch zur Verfügung – der LEI kann universell überprüft werden. Der Einsatz des LEIs im internationalen Handel und der internationalen Handelsfinanzierung schafft größeres Vertrauen unter den Handelspartnern. Folglich nimmt der transparente und effiziente grenzüberschreitende Waren- und Datenaustausch zu. Zudem werden durch den LEI die Kosten für Datenabgleiche gesenkt, Transaktionsunstimmigkeiten verringert und das Risikomanagement für alle Kunden verbessert.

Unsere Mitglieder besitzen ab dem ersten Tag in der Contour-Partnerschaft eine weltweit anerkannte digitale Kennung, die nicht nur innerhalb von Contour, sondern auch in anderen internationalen Systemen eingesetzt werden kann. Dadurch können sie die Vorteile der Digitalisierung schneller realisieren.

Welches langfristige Potenzial messen Sie ID-Initiativen, wie dem LEI, für den globalen Handel bei?

Wir sind davon überzeugt, dass die LEI ein enormes Potenzial für den globalen Handel besitzt. Im Rahmen unseres Vorhabens, den Handel für alle zugänglich und offen zu machen, bedeutet dies, große und kleine Unternehmen mit den Werkzeugen auszustatten, die ihren einen besseren Zugang zu Handelsfinanzierungen geben. Mit dem LEI können sich kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie- und Entwicklungsländern rasch über eine native digitale Identität, die weltweit anerkannt wird, legitimieren.

Daten von GLEIF und McKinsey zufolge könnten Banken, die Handelskredite anbieten, durch den Einsatz des LEIs alleine bei Bankbürgschaften jährliche Einsparungen von bis zu 500 Mio. US-Dollar erzielen. Daher ist das Einsparungspotenzial im gesamten KYC-Prozess enorm. Banken könnten auch eher geneigt sein, an ein breiteres Spektrum von Unternehmen jeder Größe Kredite zu vergeben, wenn diese Kreditnehmer eine weltweit anerkannte und validierte Form der Unternehmensidentität anbieten könnten.

Unternehmen mit LEIs können zudem mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Kreditbedingungen mit internationalen Partnern in der Lieferkette festlegen, wodurch sich weitere Möglichkeiten für ein globales Wirtschaftswachstum ergeben.

Die weiteren Auswirkungen, die sich daraus ergeben können, dass Unternehmen mit LEIs ausgestattet werden, sind bemerkenswert. Wir wollen sicherstellen, dass Contour eine zentrale Rolle dabei spielt, den LEI zum De-facto-Instrument für die Identifikation von Rechtsträgern zu machen. Deshalb treten wir auch weiterhin für die branchenweite Einführung des LEIs ein.

Ein gerechteres, offeneres und effizienteres internationales Handelsökosystem ist in Sicht.

Falls Sie einen Blogbeitrag kommentieren möchten, besuchen Sie zum Posten Ihres Kommentars bitte die Blog-Funktion auf der englischsprachigen GLEIF-Website. Bitte identifizieren Sie sich mit Ihrem Vor- und Nachnamen. Ihr Name erscheint neben Ihrem Kommentar. Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie, dass Sie sich durch Zugriff auf oder Beiträge zum Diskussionsforum verpflichten, die Bedingungen der GLEIF-Blogging-Richtlinie einzuhalten. Lesen Sie sich diese daher sorgfältig durch.



Alle vorherigen GLEIF-Blog-Postings lesen >
Über den Autor:

Aaron Seabrook ist Chief Operating Officer bei Contour, einem führenden Handelsfinanzierungsnetzwerk, das von den größten Handelsbanken der Welt unterstützt wird, die zusammen an der Transformation des globalen Handels arbeiten. Aaron ist für die Definition der technischen, betrieblichen und Governance-bezogenen Architekturen des Unternehmens zuständig. Außerdem stellt er die Skalierbarkeit des Netzwerks sicher. Zudem ist er einer der Direktoren der Corda Network Foundation, einer gemeinnützigen Einrichtung, die mit der Leitung des Corda Network betraut ist.

Zuvor lieferte Aaron große Portfolios für Tier-1-Finanzinstitute und zuletzt fungierte er als Head of Professional Services APAC bei R3, wo er mehrere große Konsortien und Implementierungen der Corda-Blockchain steuerte. Aaron verfügt über einen Abschluss in Informatik und hat in Großbritannien und Indien gearbeitet. Jetzt lebt er in Singapur.


Tags für diesen Artikel:
Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF), Datenverwaltung, Governance, Registrierungsstelle, Risikomanagement, Digitale Identität