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Folge 12 der Reg-Check Blog-Serie – Der Nutzen des LEIs im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr: Wie der LEI den Abgleich von Unternehmensrechnungen verbessert

In dieser Folge der Reg-Check Blog-Serie erläutert Clare Rowley, Head of Business Operations bei GLEIF, wie die Zahlungsverkehrsbranche den LEI im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nutzen kann. Dabei untersucht sie die Welt des E-Rechnungsabgleichs und hebt dabei insbesondere ein Pilotprojekt hervor, mit dessen Hilfe gezeigt wird, wie der LEI die Interoperabilität und das gegenseitige Vertrauen zwischen Handelspartnern aus Japan und der EU stärken kann.


Autor: Clare Rowley

  • Datum: 2023-08-09
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Angesichts des ständig wachsenden Volumens von Handel und Gewerbe auf digitalen Plattformen weltweit steigt im gleichen Maße kontinuierlich der Harmonisierungsbedarf für grenzüberschreitende Treuhanddienstleistungen. Der LEI kann dabei eine grundlegende Rolle spielen.

Der Finanzstabilitätsrat (FSB) hat bereits den LEI zur Unterstützung der Ziele seiner von der Gruppe der G20-Staaten befürworteten Roadmap zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs empfohlen. Um die Bedeutung des LEI bei dessen Übermittlung im Zuge grenzüberschreitender Zahlungsströmen aufzuzeigen, arbeitet GLEIF mit den führenden Entscheidungsträgern der Zahlungsverkehrsbranche zusammen. Dabei werden eine Vielzahl wichtiger Anwendungsfälle untersucht, darunter der Abgleich von Unternehmensrechnungen, KYC und Kundenanbindung, die Validierung von Kontoinhaber zu Kontoinhaber sowie effizientes Screening von Watchlisten und Sanktionen.

Im Jahre 2019 wurden weltweit schätzungsweise 550 Mrd. Rechnungen verschickt. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2035 vervierfachen. Anhand solcher enormen Zahlen wird deutlich, wie selbst ein kleiner Effizienzgewinn im klassischen Geschäftsmodell für E-Rechnungen eine gewaltige Wirkung auf die Effizienz der globalen Digitalwirtschaft haben kann. Ein besonderer Systemknackpunkt liegt dabei in der Praxis der Versendung und des Empfangs von E-Rechnungen über Grenzen und Rechtsräume hinweg. Wenn mehr bereits verifizierte Daten in das Model eingebaut werden können, wird die Aufgabe, das Vertrauen zwischen den Handelspartnern aufrechtzuerhalten, einfacher, billiger und schneller. Damit werden auch Hindernisse bei den Zahlungsströmen, die das globale Wirtschaftswachstum fördern, beseitigt.

Was versteht man unter Rechnungsabgleich und warum ist er wichtig?

Der Rechnungsabgleich ist das Verfahren, über das Rechnungen, die man von Verkäufern erhält, mit den Dokumenten des betrieblichen Rechnungswesens abgeglichen werden. Sinn und Zweck ist es dabei sicherzustellen, dass alle Rechnungen erhalten und bearbeitet wurden, mit dem Ziel festzustellen, dass es keine Diskrepanzen gibt zwischen dem, was berechnet und dem, was bezahlt wurde.

Der Rechnungsabgleich stellt für Unternehmen aus verschiedenen Gründen ein wichtiges Instrument dar. Erstens hilft er zu verhindern, dass Güter oder Dienstleistungen über- oder unterbezahlt werden. Unternehmen sollten nicht mehr bezahlen, als vereinbart wurde, indem sie sicherstellen, dass die auf den Rechnungen festgelegten Preise mit denen im Auftrag oder der Bestellung übereinstimmen. Mit einem soliden Verfahren zum Rechnungsabgleich kann zudem sichergestellt werden, dass Unternehmen auf mögliche Diskrepanzen frühzeitig aufmerksam gemacht werden, so dass diese behoben werden können, bevor sie größere Probleme verursachen. Insgesamt trägt der Rechnungsabgleich dazu bei, dass Buchführung und Jahresabschlüsse durchgehend fehlerfrei sind. Weitere Vorteile ergeben sich aus einer Automatisierung des Prozesses, da Unternehmen dadurch Zeit und Ressourcen für manuelle Prüfungen sparen können, die besser anderweitig verwendet werden.

Damit all diese Vorteile jedoch umgesetzt werden können und ein optimierter Abgleich zur Realität wird, insbesondere im Kontext des internationalen Zahlungsverkehrs, müssen die zwischen Unternehmen ausgetauschten Daten standardisiert sein. Wenn solche Daten in unterschiedlichen Formaten präsentiert werden, macht dies nicht nur die Automatisierung unmöglich, sondern es wird auch für beide Parteien extrem schwierig, die Identität der jeweils anderen Partei zu verifizieren.

Als ein global anerkanntes Identifikationsmerkmal ermöglicht der LEI eine klare und eindeutige Identifikation der an Transaktionen teilnehmenden Rechtsträger. Das schließt auch den finanziellen und digitalen Austausch mit ein. Dies geschieht mithilfe der Verbindung zu den auf der Webseite von GLEIF über den Global LEI Index öffentlich zugänglichen wichtigen Referenzdaten. Er ist weltweit die einzige Online-Ressource für offene, standardisierte und hochwertige Legal Entity-Referenzdaten. Jeder LEI enthält Informationen über die Eigentumsstruktur des Rechtsträgers, um die Fragen „Wer ist wer“ und „Wer gehört wem“ zu beantworten.

Wie kann der LEI den Abgleich von E-Rechnungen verbessern?

Der LEI hilft bereits bei der Lösung des Problems der grenzüberschreitenden Kontrahentenverifizierung für E-Rechnungen mithilfe des Proof-of-Concept (POC) Pilotprojekts, das mit mehreren japanischen Partnern verfolgt wird. Hierdurch wird der LEI in E-Siegel integriert, die zur Verifizierung der Authentizität von E-Rechnungen zwischen japanischen und EU-Organisationen benutzt werden.

Die Nutzung des E-Siegels – einer elektronischen Unterschrift, die mit einem Rechtsträger verbunden ist – stellt ein beliebtes Mittel dar, um die Authentizität eines digitalen Dokuments, wie einer E-Rechnung, die zwischen zwei Handelsunternehmen ausgetauscht wird, zu bestätigen. Außerhalb der EU (wo die Mitgliedstaaten die eIDAS-Regulierung der Region einhalten müssen) herrscht jedoch kein einheitliches E-Siegel-Format, und es gibt keine entsprechenden Anforderungen. Daher gibt es auch keine gegenseitig anerkannte Methode, wie der Empfänger eines Dokuments mit Siegel die Authentizität der Identität des Absenders jenseits nationaler Grenzen verifizieren kann. Dieser Mangel an Standardisierung bedeutet, dass das E-Siegel gegenwärtig nicht dazu genutzt werden kann, um Dokumente oder Unternehmen auf internationaler Ebene zu verifizieren. Das wiederum führt zu einem mangelnden Vertrauen beim internationalen Abgleich von E-Rechnungen und einem steigenden Bedarf an manueller Verarbeitung.

Der Nutzen des LEIs

Das Pilotprojekt hat bewiesen, dass die Verknüpfung des LEIs des Absenders mit dem E-Siegel, das als digitales Siegel der E-Rechnung dient, einen bedeutenden internationalen Nutzen sowohl im Hinblick auf Interoperabilität als auch in Bezug auf das Vertrauen zwischen den Kontrahenten bringen kann. Die Initiative wurde gestartet, um das Programm eines japanischen Konsortiums zu unterstützen, welches dazu dient, Treuhanddienstleistungen auf Unternehmensebene zu entwickeln, die jeweils für japanische und europäische Organisationen wechselseitig erkennbar sind.

Mittels POC wird die Authentizität sowohl des E-Rechnungsdokuments (über das E-Siegel) als auch der sendenden Organisation (über den LEI, der im Berechtigungsnachweis des E-Siegels enthalten ist) freigegeben. Sie wird simultan bestätigt, zusammen mit dem genauen Zeitpunkt der Versiegelung des Dokuments. Hierdurch wird auch gezeigt, wie der Prozess wechselseitig durchgeführt werden kann, wobei die digital versiegelte Rechnung von einer japanischen Organisation an eine europäische Organisation ausgegeben wird und umgekehrt. Die Authentizität des mit dem LEI verknüpften E-Siegels wird dank der Anerkennung der zugrunde liegenden POC-Vertrauensbasis durch beide Regionen bestätigt.

Mithilfe des POC has GLEIF aufgezeigt, wie der LEI rasch eine zusätzliche Vertrauensebene schaffen und die internationale Interoperabilität von Treuhanddienstleistungen ermöglichen kann. Die Eigenschaft des LEIs als eine global anerkannte Identitätsform von Unternehmen, der man vertraut, hilft auch bei der Umsetzung eines freien Datenflusses mit Vertrauen (DFFT), einem von der Gruppe der G20-Staaten unterstützten Leitgedanken für die internationale Kooperation bei Datenströmen. Hierbei kann der LEI als eines der vielen technologischen Tools betrachtet werden, die den DFFT unterstützten, indem globale Unternehmen das Risiko und die Kosten des grenzüberschreitenden Datentransfers mindern können, bei gleichzeitiger Beachtung der unterschiedlichen Anforderungen regionaler und nationaler Handelsregulierungen.

Die japanischen Teilnehmer am POC umfassten: Hitachi, Ltd., Secom Trust Systems Co., Ltd., Seiko Solutions Co., Ltd., Keio University, TEIKOKU DATABANK, LTD. Europäische Teilnehmer umfassten: GLEIF, InfoCert S.p.A. sowie Société Internationale de Télécommunications Aéronautique.

Die Zukunft des LEIs bei grenzüberschreitenden Zahlungsströmen

Abgesehen von den Vorteilen, die der LEI im Hinblick auf das Abgleichverfahren zu E-Rechnungen beisteuert, ist es wichtig festzuhalten, dass dies lediglich einen Anwendungsfall im Zahlungsbereich darstellt, wo die Vorteile des LEIs dazu genutzt werden, um grenzüberschreitende Zahlungsflüsse zu unterstützen. Sein Nutzen für die Vereinfachung des Zahlungsverkehrs ist jedoch insgesamt noch viel umfangreicher. Als Teil seiner Roadmap zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs und in Zusammenarbeit mit anderen Industrieverbänden, die Standards festlegen, arbeitet der FSB derzeit an der Förderung der Standardisierung von Zahlungsnachrichten auf der Grundlage des ISO-Standards 20022. Dies umfasst die Definition und die Harmonisierung von Datenfeldern, darunter Identifikationsmerkmalen, die entlang der Zahlungskette übermittelt werden.

Sollte der LEI in Nachrichten nach dem ISO-Standard 20022 integriert werden, wird der Nutzen, der durch dessen Einbeziehung in das POC mit E-Siegeln für den E-Rechnungsabgleich bereits bewiesen worden ist, über viele andere Anwendungsfälle im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr hinweg um ein Vielfaches steigen. Die Logik hinter der Einbeziehung des LEIs sowohl in E-Rechnungen als auch Zahlungsnachrichten ist einfach: Wenn er als Datenattribut hinzugefügt wird, kann jeder Rechtsträger als Absender oder als Empfänger präzise, unmittelbar und automatisch grenzüberschreitend identifiziert werden. Hierdurch werden sowohl Vertrauen als auch Automatisierung möglich.

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Über den Autor:

Clare Rowley ist Head of Business Operations der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF). Bevor sie zu GLEIF kam, arbeitete Frau Rowley bei der United States Federal Deposit Insurance Corporation (Einlagensicherungsfonds der USA), wo sie für Technologieinitiativen verantwortlich war, die die Abwicklungsprogramme der Banken verbessern und einen Beitrag zur Forschung über Subprime-Hypotheken leisten. Frau Rowley ist ein CFA® Charterholder und hat einen MS-Abschluss in Predictive Analytics von der Northwestern University.


Tags für diesen Artikel:
Datenverwaltung, Datenqualität, Open Data, Global LEI Index, Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF), Code-Liste für Rechtsträgerformen