Organisationsidentität: Vertrauen zum Grundstein des internationalen Handels und der Geschäftstransaktionen auf globaler Ebene machen
In der turbulenten Zeit im Anschluss an die Finanzkrise, als das Vertrauen in die Finanzinstitute erschüttert war, erwies sich GLEIF als Hüter eines Systems zur Regulierung eines beispiellosen Identifikationsmerkmals (LEI), wodurch eine genaue und zuverlässige Identifizierung der an Transaktionen beteiligten Parteien gewährleistet wird. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von GLEIF würdigt der scheidende CEO Stephan Wolf den Weg zu einer globalen Identität für jedes Unternehmen und die transformativen Chancen, die vor uns liegen.
Autor: Stephan Wolf
Datum: 2024-06-05
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Erinnern Sie sich an das Jahr 2008 und die beispiellosen Turbulenzen, die durch die Pleite von Lehman Brothers ausgelöst wurden.
Die Welt stand vor einer schier unlösbaren globalen Finanzkrise. Das Vertrauen in die Finanzinstitute war erschüttert. Unsicherheit lähmte die Märkte. Und zwei grundlegende Fragen blieben offen: Wie konnte das passieren? Wie können wir verhindern, dass so etwas wieder passiert?
Inmitten des Tumults erkannten die Regulierungsbehörden weltweit eine zentrale Herausforderung. Die Unfähigkeit, die an Transaktionen beteiligten Parteien über Märkte, Produkte und Regionen hinweg zu identifizieren, beeinträchtigte das Verständnis und die Beurteilung neu auftretender systemischer Risiken.
Dies veranlasste sie dazu, sich der Aufgabe zu stellen, ein universelles Mittel zur Identifizierung von Rechtsträgern zu entwickeln, die an Finanztransaktionen beteiligt sind: den Legal Entity Identifier (LEI). Um die Implementierung und Einführung des LEIs zu unterstützen, beauftragte die G20 den Finanzstabilitätsrat (FSB) im Jahr 2014 mit der Gründung der Global LEI Foundation (GLEIF). Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation zur Entwicklung und Pflege des Legal Entity Identifier (LEI) als umfassendes öffentliches Gut zum Nutzen von Anwendern im öffentlichen und privaten Sektor. GLEIF liefert im Sinne einer Visitenkarte unter Open Data-Nutzungsbedingungen hochwertige und kostenlose Informationen zu Rechtsträgern.
Von Anfang an diente die LEI-Initiative als „breites öffentliches Gut“. Das wird vor allem auf den globalen Finanzmärkten deutlich, wo die Verwendung des LEIs mittlerweile weitgehend vorgeschrieben ist. Mit dem LEI wurde dringend benötigte Transparenz geschaffen und die finanzielle Inklusion gefördert.
Global LEI System: das einzige gesetzlich vorgeschriebene ID-Managementsystem für Rechtsträger weltweit
Seit seiner Einführung vor fast zehn Jahren hat das Global LEI System die Art und Weise revolutioniert, wie Rechtsträger weltweit identifiziert und nachverfolgt werden – und es bietet einen robusten Rahmen für die eindeutige Identifizierung von Rechtsträgern, die an Finanztransaktionen beteiligt sind. Ermöglicht wurde dies durch die gemeinsamen Bemühungen seines Gründungsgremiums, des Finanzstabilitätsrats (FSB); des Regulatory Oversight Committee (ROC), das sich aus Vertretern von Behörden weltweit zusammensetzt, um eine wirksame Governance zu gewährleisten; und der LEI-Vergabeorganisationen, die als primäre Schnittstelle für Rechtsträger dienen, die einen LEI erhalten möchten.
Die starke regulatorische Unterstützung für den LEI in seinem historischen Wirkungskreis der Kapital- und Geldmärkte hat ihm einwandfreie Referenzen für die Förderung von Vertrauen und Transparenz in komplexen Ökosystemen des Identitätsmanagements verliehen. Der Fokus von GLEIF zur Steigerung der Relevanz und des Werts des LEIs führte dazu, dass sich immer mehr Regierungen, Behörden und andere einflussreiche Organisationen für den LEI einsetzten. Dabei bezog sich die Unterstützung nicht nur auf regulatorische Agenden, sondern auch darauf, bei Anwendungsfällen im privaten und öffentlichen Sektor Vorteile zu generieren, die über die für gewöhnlich vorgeschriebenen hinausgehen. Die zunehmende Anzahl neuer LEI-Anwendungen, die weltweit geprüft und diskutiert werden, stellt die universelle Anwendbarkeit einer globalen Identität jedes Unternehmens unter Beweis. Die Befürwortung des Potenzials des LEIs, zur Vereinfachung komplexer und wenig transparenter Lieferketten beizutragen und die Digitalisierung des Welthandels zu unterstützen, nimmt zu.
Zehn Jahre später hat GLEIF mit der Verwirklichung seiner einzigartigen Vision bleibende Spuren im Finanzökosystem hinterlassen: eine globale Identität für jedes Unternehmen. Wir haben zu einer sichereren und transparenteren Wirtschaft beigetragen, die den Markt zweifellos zum Besseren verändert hat.
Aufbau einer sichereren, transparenteren globalen Wirtschaft
Natürlich bildet der LEI das Herzstück von GLEIF. Er besteht aus einem ISO-standardisierten alphanumerischen Code von 20 Ziffern, der mit einer verifizierten Unternehmensregistrierung und einem Informationsdatensatz im Global LEI Index verknüpft ist. Bei diesem Index handelt es sich um eine von GLEIF verwaltete und für jeden überall und kostenlos zur Verfügung stehende Datenbank.
Kein LEI gleicht dem anderen. Nur jeweils ein (1) LEI repräsentiert einen Rechtsträger. Dies bedeutet, dass jeder überall auf der Welt die Identität einer Organisation sowie deren Eigentümerstruktur und Tochterunternehmensbeziehungen anhand einer legitimen und verifizierten Datenquelle überprüfen kann.
Die unzähligen Erfolge und Meilensteine von GLEIF in den vergangenen zehn Jahren lassen sich am besten an den 2,5 Millionen Rechtsträgern weltweit veranschaulichen, die sich mittlerweile international mithilfe eines LEIs identifizieren lassen. Die weltweite Akzeptanz nimmt weiter zu. Ermöglicht und gestärkt wird sie durch ein wachsendes Netzwerk von Stakeholdern im gesamten Global LEI-System, darunter Validierungsstellen, LEI-Vergabestellen und Mapping-Partner. Dies wird durch das absolute und kontinuierliche Engagement von GLEIF zur Optimierung der Datenqualität, -zuverlässigkeit und -nutzbarkeit untermauert.
Das Ergebnis ist eine beispiellose Transparenz hinsichtlich der Identitäten und Eigentumsstrukturen von Rechtsträgern überall auf der Welt. Dies schlägt sich in einer immer größeren Anerkennung für die einzigartigen Fähigkeit des LEIs im öffentlichen und privaten Sektor nieder, bei zahlreichen Anwendungen für mehr Vertrauen und Transparenz zu sorgen, etwa bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität, der Vereinfachung komplexer und wenig transparenter Lieferketten und der Erleichterung des Welthandels.
Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Die Digitalisierung traditioneller Geschäftsmodelle und Branchen verspricht beispiellose Chancen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Verbesserungen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Organisationen auf die Authentizität ihrer Kunden, Partner und Lieferanten vertrauen können – wo auch immer sich diese auf der Welt befinden.
Leider mangelt es noch immer an Vertrauen in die digitale Authentizität. Auch die jüngsten technologischen Fortschritte – darunter die rasante Verbreitung künstlicher Intelligenz (KI) – bringen ebenfalls gewaltige neue Herausforderungen mit sich. Die Einführung einer universellen und vertrauenswürdigen Methode zur digitalen Überprüfung der rechtlichen Identitäten von Organisationen als Gegenparteien und ihren wichtigsten Vertretern ist heute von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit, Stabilität und Lebensfähigkeit der globalen digitalen Wirtschaft.
GLEIF hat in dieser Hinsicht bereits eine Führungsrolle übernommen. Im Jahr 2022 führte GLEIF die digital vertrauenswürdige Version des LEIs ein, den digitalisierten und kryptografisch verifizierbaren LEI (vLEI), um dem dringenden weltweiten Bedarf an digitalisierter, automatisierter Authentifizierung und Verifizierung von Organisationen in einer breiten Palette von Branchen gerecht zu werden.
Jetzt wo GLEIF in sein zweites Jahrzehnt geht, wird die nächste Phase der LEI-Einführung tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Im digitalen Zeitalter ist Identifizierbarkeit gleichbedeutend mit Befähigung. Mithilfe von Identifizierbarkeit kommen wir einer Welt näher, in der jede Transaktion ein Beweis für Vertrauen ist, in der Organisationen in einer sichereren Umgebung florieren und in der Transparenz eine Erwartung und keine Ausnahme ist.
Rückblick auf ein Jahrzehnt GLEIF
Während ich mich darauf vorbereite, Ende Juni offiziell von meiner Rolle als CEO von GLEIF zurückzutreten, darf ich sagen, dass es ein Privileg ist, auf ein Jahrzehnt unglaublicher Erfahrungen und Erfolge zurückblicken zu können.
Ich bin stolz, GLEIF von den Anfängen zu der florierenden und erfolgreichen Organisation geführt zu haben, die sie heute ist. Das Anliegen von GLEIF ist stärker denn je und die Teams von GLEIF sind nach wie vor fest entschlossen, die spannenden Chancen, die vor uns liegen, zu nutzen.
Ich möchte allen meinen GLEIF-Kollegen und Stakeholdern aus dem gesamten Global LEI System, die dazu beigetragen haben, dass meine Amtszeit an der Spitze von GLEIF erfolgreich und erfüllend war, meinen aufrichtigen Dank aussprechen.
Die Zukunft des LEIs und des vLEIs ist vielversprechend und ich bin zuversichtlich, dass GLEIF unter der Führung, die uns in das nächste Kapitel führen wird, florieren wird.
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Stephan Wolf war der CEO der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) (2014–2024). Seit März 2024 leitet er das Industry Advisory Board (IAB) der Digital Standards Initiative der Internationalen Handelskammer (ICC), der globalen Plattform für die Angleichung, Einführung und Einbindung digitaler Standards. Vor seiner Ernennung zum Vorsitzenden war er seit 2023 stellvertretender Vorsitzender des IAB. Im selben Jahr wurde er in den Vorstand der Internationalen Handelskammer (ICC) Deutschland gewählt.
Zwischen Januar 2017 und Juni 2020 war Herr Wolf Mitvorsitzender der International Organization for Standardization Technical Committee 68 FinTech Technical Advisory Group (ISO TC 68 FinTech TAG). Von One World Identity wurde Herr Wolf im Januar 2017 unter die Top 100 Leaders in Identity gewählt. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Einrichtung von Datenoperationen und globalen Implementierungsstrategien. Er hat während seines gesamten Berufslebens an der Weiterentwicklung grundlegender Unternehmens- und Produktentwicklungsstrategien gearbeitet. Herr Wolf war 1989 Mitgründer der IS Innovative Software GmbH und erster Geschäftsführer der Gesellschaft. Später wurde er Sprecher des Vorstands der Nachfolgegesellschaft IS.Teledata AG. Diese Gesellschaft wurde schließlich Teil der Interactive Data Corporation, wo Herr Wolf die Funktion des Technischen Direktors innehatte. Herr Wolf hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft von der J. W. Goethe Universität, Frankfurt am Main.