Wie die Bank of England mit dem LEI Vertrauen und Transparenz fördert
Tanveer Bhatti, Lead Policy Analyst bei der Bank of England, erläutert, wie der Legal Entity Identifier (LEI) Vertrauen und Transparenz im britischen Finanzsektor fördert.
Autor: Tanveer Bhatti, Lead Policy Analyst bei der Bank of England
Datum: 2023-06-29
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In einem im Juli 2022 veröffentlichten Bericht forderte der Finanzstabilitätsrat (FSB) globale Normungsgremien und internationale Organisationen mit Befugnissen im Finanz-, Banken- und Zahlungsverkehrsbereich dazu auf, bei ihrer Arbeit LEI-Referenzen zu fördern.
Die Bank of England ist eine hochrangige Verfechterin des LEIs. Die britische Notenbank hat ihre Position, eine breitere Aufnahme des LEIs zu unterstützen, bekräftigt und wird das eindeutige Identifikationsmerkmal im Juni 2023 in die Norm ISO 20022 für CHAPS-Zahlungsmitteilungen auf Basis eines „freiwilligen Versands“ aufnehmen. Alle CHAPS-Direktteilnehmer, darunter traditionelle Universalbanken sowie eine Reihe internationaler Banken und Depotbanken, sind dazu aufgerufen, so bald wie möglich LEIs zu verwenden.
Als nächsten Schritt in ihrem stufenweisen Ansatz wird die Bank of England damit beginnen, den LEI ab November 2024 verpflichtend in bestimmte CHAPS-Zahlungen aufzunehmen. Die Vision dabei ist, diese Anforderung im Laufe der Zeit auf alle CHAPS-Teilnehmer auszudehnen. Insbesondere wird die Bank dabei die Verwendung des LEIs in den Fällen vorschreiben, in denen die Zahlung eine Geldüberweisung zwischen Finanzinstituten beinhaltet.
Tanveer Bhatti, Lead Policy Analyst bei der Bank of England, erläutert, warum die Bank die Übernahme des LEIs vorantreibt, und welche Vorteile sich für das Ökosystem des Zahlungsverkehrs durch die Nutzung dieses standardisierten Identifikationsmerkmals ergeben.
Warum hat die Bank of England den LEI für CHAPS-Direktteilnehmer ausgewählt?
In einer zunehmend globalisierten Welt bilden Datenstandards für die Bank of England einen strategischen Schwerpunkt. Die Aufnahme des LEIs zu fördern, stellt einen wichtigen Teil unseres Ansatzes dar, denn damit steht ein einziges, globales Identifikationsmerkmal zur Verfügung, das über alle Grenzen hinweg von allen Unternehmen, die an Finanzgeschäften teilnehmen, genutzt werden kann. Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Identifikationsmerkmal mit einem frei zugänglichen Datenbestand verifizierter Geschäftsinformationen verbunden ist, der täglich aktualisiert wird.
Mit der Implementierung des LEIs für CHAPS-Zahlungen geht das Potenzial einher, eine Reihe von Vorteilen zu realisieren. Er genießt daher eine breite Unterstützung seitens der Branche sowie einen internationalen Konsensus. Handlungsanleitungen und -empfehlungen zur Nutzung des LEIs stammen von führenden globalen Experten, die Standards für Daten im Zahlungsverkehr festlegen, wie die Payments Market Practice Group (PMPG) und die Arbeitsgruppen High-Value Payments Plus (HVPS+) und Cross-Border Payments and Reporting Plus (CBPR+).
Welche spezifischen Vorteile können sich aus der Nutzung des LEIs ergeben?
Die breite Anwendung des LEIs kann die Effizienz von Anbietern im Zahlungsverkehr in den Bereichen Kunden-Due-Diligence, Compliance und Betrugsüberwachungsprozesse, sowie im regulatorischen Berichtswesen erhöhen. Letztlich werden dadurch schnellere und günstigere Zahlungen für den Endkunden möglich.
Der LEI kann auch bei den Bemühungen zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität hilfreich sein, insbesondere dadurch, dass Anbieter im Zahlungsmittelverkehr leichter auf gemeinsame Datenbestände zurückgreifen können, um so die Aufdeckungsquote zu erhöhen. Der LEI kann ferner Regulierungsbehörden bei ihren Aktivitäten unterstützen, schnell die Verbindlichkeiten von Organisationen in mehreren Rechtssystemen und Anlageklassen zu erfassen.
Allgemeiner ausgedrückt schafft der LEI das notwendige grundlegende Vertrauen und die Transparenz, um die Entwicklung innovativer neuer Produkte und Dienstleistungen zu beschleunigen.
Inwiefern sind diese Vorteile für grenzüberschreitende Zahlungen relevant?
Die Herausforderungen im Markt für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, namentlich hohe Kosten, geringe Geschwindigkeit, begrenzter Zugang sowie unzureichende Transparenz, sind gut dokumentiert. Glücklicherweise gelten die oben dargestellten Vorteile des LEIs insbesondere für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Ein konsistenter Standard für die Identifizierung von Unternehmen kann eine Schlüsselrolle spielen im Hinblick auf eine bessere Lenkung des Zahlungsverkehrs, die Kunden-Due-Diligence sowie die Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität.
Als Teil der Roadmap der Gruppe der G20-Staaten zur Verbesserung des internationalen Zahlungsverkehrs ist der FSB im Bemühen für eine breitere Nutzung des LEIs im Zahlungsverkehr führend. Nationale Regulierungsbehörden und die relevanten Entscheidungsträger untersuchen nun die Rolle, die der LEI dabei spielen kann, die Due Diligence in Bezug auf den Kunden zu optimieren. Die Entscheidungsträger arbeiten auch bei Pilotprojekten zusammen, darunter unter anderem zur Nutzung des LEIs bei Normen im Zahlungsverkehr und der Sanktionskontrolle.
Welche Schlussfolgerungen kann man aus der Vorbereitung auf diesen Übergang zur Nutzung des LEIs ziehen?
Während die Nutzung des LEIs durch bestimmte Finanzinstitute bereits fest etabliert ist, ist die Registrierungsquote für LEIs bei Unternehmen in Großbritannien, die keine Finanzinstitute sind, relativ niedrig. Daher verfolgt die Bank of England einen von Verhältnismäßigkeit geprägten Ansatz bei der verbindlichen Nutzung des LEIs in Bezug auf CHAPS. Ungeachtet dessen wächst die Akzeptanz des LEIs, und GLEIF setzt sich für neue Ausgabemodelle ein, wie die Massenausgabe mithilfe von Unternehmensregistern und mittels der Funktion von Validierungsstellen (VA). Dies sollte die Dynamik weiter fördern.
Die Massenausgabe des LEIs ist eine Initiative, bei der LEIs an alle Unternehmen ausgegeben werden könnten, die bei einer Registrierungsstelle registriert sind. Dies würde es Unternehmensregistern gestatten, im Hinblick auf alle ihre Antragsteller als LEI-Ausgabestellen zu fungieren, vorausgesetzt die Registrierungsstelle erfüllt die Verifizierungsanforderungen von GLEIF. Die Rolle der Validierungsstelle ermöglicht Finanzinstituten und anderen Organisation, die an der Identitätsverifizierung und Validierung in Zusammenarbeit mit akkreditierten LEI-Vergabeorganisationen beteiligt sind, LEIs für ihre Kunden zu beschaffen und zu pflegen.
Gibt es spezifische Lücken bei der Anwendung des LEIs für CHAPS-Direktteilnehmer?
Nein, es gibt bei der Anwendung des LEIs keine Lücken für aktuelle CHAPS-Direktteilnehmer, und der LEI ist eine Voraussetzung für das Onboarding neuer Teilnehmer.
Ergeben sich für die Bank of England bereits Vorteile aufgrund der vorbereitenden Arbeit oder der ersten Datenflüsse?
Vor der Aktivierung des LEI-Felds bei CHAPS im Juni 2023 haben wir in unserer Testumgebung Datenflüsse beobachtet. Unser strategischer Ansatz ist darauf ausgerichtet, der Branche die notwendige Sicherheit für Planung, Design und Investitionen zu geben, um die neuen LEI-Daten möglichst gut nutzen zu können. Wir stehen weiterhin mit unseren Direktteilnehmern im Hinblick auf deren Implementierungsansätze in Kontakt, und im vergangenen Jahr veröffentlichten wir einen Leitfaden mit dem Titel Zusätzlicher Leitfaden: Einzelheiten zur verpflichtenden Anwendung von ISO 20022 für erweiterte Daten in CHAPS, um mehr praktische Details zur Verfügung zu stellen.
Innerhalb der Bank wird die Nutzung von LEI-Daten als Identifikationsmerkmal und als Quelle für Informationen zur Adresse und über die Geschäftsbeziehung immer wichtiger. Wir nutzen den Datei-Export von GLEIF und haben Validierungsregeln entworfen, damit wir eine Benachrichtigung erhalten, sobald Änderungen vorgenommen worden sind. Die API von GLEIF wird ebenfalls von den sowohl mit Daten als auch mit Unternehmen befassten Teams genutzt, um Recherchen vorzunehmen.
Durch die stärkere Nutzung von LEI-Daten durch interne Systeme verbessern sich auch unsere analytischen Ergebnisse. Mit der stärkeren Übernahme des LEIs werden sich diese Vorteile unseres Erachtens vervielfachen, insbesondere dann, wenn die Massenausgabe des LEIs realisiert wird.
Die Nutzung des LEIs verringert zudem die Notwendigkeit, neue Identifikationsmerkmale zu schaffen. Ebenso können existierende Identifikationsmerkmale bei deren Ersatz und Aktualisierung gelöscht werden.
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Tanveer Bhatti ist Lead Policy Analyst bei der Bank of England und zuständig für die verbesserten Datenfelder der neuen ISO 20022 Zahlungsmitteilung. Tanveer Bhatti ist der Experte zum Thema Nutzung des LEIs im Zahlungsverkehr sowie anderer verbesserter Daten, wie die sogenannten „Purpose Codes“, strukturierte Adressen und strukturierte Überweisungsdaten. Die Bank of England ist Betreiberin des britischen High-Value Payment System (HVPS), CHAPS. Zuvor arbeitete Tanveer Bhatti in den Bereichen Credit Control und Cash Management für eine weltweit tätige Personalberatungsagentur sowie als Unternehmensberater für ein Start-up im Bereich Robotische Prozessautomatisierung (RPA). Er hat einen Abschluss in Philosophie, Politik & Wirtschaft und lebt in London.