GLEIF stellt fest, dass mehr als die Hälfte der im Bankwesen tätigen Verkaufsmitarbeiter 27 % ihrer Arbeitswoche mit dem Onboarding neuer Kundenunternehmen verbringen
GLEIF veröffentlicht neue Forschungsergebnisse zu den Herausforderungen der Identifikation von Rechtsträgern im Bereich Finanzdienstleistungen und schlägt eine standardisierte Lösung vor
Autor: Stephan Wolf
Datum: 2018-05-09
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Die Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) hat kürzlich gemeinsam mit der spezialisierten Researchagentur Loudhouse eine Untersuchung zur Identifizierung der zentralen Herausforderungen der Rechtsträgeridentifikation bei Finanzdienstleistungen durchgeführt. Die Studie, in deren Rahmen über 100 führende Verkaufsmitarbeiter im Bankensektor in Großbritannien, den USA und Deutschland befragt wurden, ergab, dass sechs von zehn (57 %) Befragten mehr als eineinhalb Tage pro Woche (27 % ihrer Arbeitswoche) mit dem Onboarding neuer Kundenunternehmen verbringen. Darüber hinaus verwenden 50 % der Finanzinstitute zur Identifizierung von Kundenunternehmen durchschnittlich vier Kennungen, und der Prozess dauert im Durchschnitt sechs Wochen. Diese lange Dauer des Onboarding stellt eine erhebliche Belastung dar. Verkaufsmitarbeiter haben weniger Zeit, um an ihren Kernaufgaben, wie u.a. die Akquisition neuer Geschäfte und die Betreuung von vorhandenen Kunden, zu arbeiten.
Die Ergebnisse bilden die Grundlage für einen neuen GLEIF-Forschungsbericht mit dem Titel „Eine neue Zukunft für die Identifikation von Rechtsträgern“ (A New Future for Legal Entity Identification). In dem Bericht erklärt GLEIF ihren Standpunkt, dass durch den Ersatz fragmentarischer Angaben durch ein weltweit anerkanntes, auf der allgemeinen Einführung des Legal Entity Identifiers (LEI) beruhendes Konzept die Komplexität von Geschäftsvorgängen überwunden und für Finanzdienstleistungsunternehmen ein messbarer Mehrwert geschaffen werden würde.
Der Bericht sowie ein gesondertes Dokument mit einer ausführlichen Zusammenfassung der Forschungsergebnisse stehen auf der Website von GLEIF zum Herunterladen bereit (siehe „Links zum Thema“ unten).
Die Belastung durch Onboarding
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der Prozess des Onboarding für neue Geschäftsbeziehungen einschließlich Know-Your-Customer (KYC)-Due Diligence zu zeitaufwendig ist und einen zu hohen Verwaltungsaufwand erfordert.
Andere wichtige Ergebnisse sind u.a.:
57 % der Befragten stimmen darin überein, dass die Zuverlässigkeit der Referenzdaten eine Herausforderung darstellt.
55 % der Befragten stimmen darin überein, dass die Ressourcenbereitstellung für das Onboarding eine Herausforderung darstellt.
55 % der Befragten stimmen darin überein, dass langwierige Prozesse mit dem Risiko eines wirtschaftlichen Verlustes einhergehen.
61 % der Befragten stimmen darin überein, dass der Prozess durch die digitale Technik noch komplizierter wird.
In einer globalisierten digitalen Wirtschaft entwickelt sich die Überprüfung der Identität von Kunden, Partnern und Anbietern zu einer zunehmend komplexen und kostenaufwendigen Herausforderung. Die steigende Zahl von Kennungen hat allerdings Probleme zur Folge, die gelöst werden müssen. Nur so kann ihr wichtiger Stellenwert bei der Gewährleistung eines reibungslosen Funktionierens in der wachsenden Digitalwirtschaft sichergestellt werden.
Im Rahmen der Untersuchung wurde festgestellt, dass das eigentliche Problem in der fehlenden standardisierten Vorgehensweise bei der Identifikation von Rechtsträgern liegt. Deshalb stimmen 54 % der Befragten darin überein, dass der Einsatz verschiedener Rechtsträgerkennungen für den gleichen Rechtsträger bei der Aktualisierung Schiefstände gegenüber Referenzdatensätzen zur Folge hat. Laut Studie gaben 58 % der befragten Personen an, dass die zugehörigen Referenzdaten nicht auf dem aktuellen Stand sind. Dagegen sagten 46 % der Befragten, dass Referenzdaten aus verschiedenen Quellen inkonsistent sind, und 49 % gaben an, dass für unterschiedliche Rechtsträger die gleiche Kennung verwendet wird. Insgesamt glaubt lediglich ein Drittel der Finanzinstitute, korrekte Kundeninformationen zu besitzen.
Selbst nach Gewinnung des Kunden dauert die Belastung noch an. Kundendaten müssen im Laufe der Geschäftsbeziehung auf dem jeweils aktuellen Stand gehalten werden. Dies umfasst die regelmäßige Überprüfung der Referenzdaten des Rechtsträgers und von Änderungen in der Eigentümerstruktur. Rechtsträgerkennungen sind ganz einfach bei unterschiedlichen Vergabestellen erhältlich, werden jedoch nicht systematisch aktualisiert. Organisationen brauchen ein effizienteres System zur Identifikation von Rechtsträgern. Manche glauben, dass hierbei die Technologie von Nutzen sein wird, allerdings besteht kein allgemeiner Konsens über die am besten geeignete Lösung (halten Sie Ausschau nach unserem kommenden Blogbeitrag mit mehr Informationen über die Rolle der Digitaltechnik).
Die Lösung
Wir bei GLEIF sind davon überzeugt, dass Finanzdienstleistungsunternehmen durch die Einführung eines LEIs für jedes Kundenunternehmen Zeit sparen, eine höhere Transparenz erhalten und rationeller arbeiten können. Banken sind in vielen Rechtsräumen tätig, weshalb sie einen globalen Standard benötigen. Der LEI bietet Unternehmen ein Konzept zur Identifizierung von Rechtsträgern aus einer Hand mit dem Potenzial, die Komplexität von Geschäftsvorgängen zu beseitigen. Mit dem Global LEI Index stellen wir die größte Online-Quelle, aus der offene, standardisierte und hochwertige Referenzdaten über Rechtsträger bezogen werden können, zur Verfügung. Kein anderes globales oder offenes System zur Rechtsträgeridentifikation hat sich vergleichbar strenge Regeln für die regelmäßige Datenverifizierung auferlegt.
Durch die Integration des LEIs in andere Methoden zur Rechtsträgerverifizierung, wie auf digitalen Zertifikaten und Blockchain-Technologie basierende Lösungen, kann jeder alle Einträge in Verbindung mit einer Organisation ganz einfach zusammenfassen und den jeweiligen Inhaber bestimmen. Der LEI wird zum gemeinsamen Bindeglied, wodurch er bei jeder Online-Interaktion Gewissheit im Zusammenhang mit der Identität bietet und allen die Teilnahme am globalen digitalen Markt vereinfacht.
In der Untersuchung wurde eindeutig festgestellt, dass der Onboarding-Prozess ohne die Einführung eines öffentlich zugänglichen globalen Verzeichnisses von Rechtsträgern ein langwieriges und arbeitsintensives Verfahren bleiben wird, wodurch Experten nicht für das Service-Geschäft und Verkäufe zur Verfügung stehen und eine zu starke Konzentration auf die Administration stattfindet.
In unserem Forschungsbericht werden die Ineffizienzen des heute verwendeten Onboarding-Prozesses detailliert beschrieben. Es wird erklärt, wie die Probleme hinsichtlich der ineffizienten Identifikation von Rechtsträgern reale Konsequenzen für das Geschäft zur Folge haben können; zudem werden die Auswirkungen aufstrebender digitaler Technologien sowie potenzielle Möglichkeiten und Vorteile durch Einführung eines standardisierten Verfahrens zur Rechtsträgeridentifikation untersucht.
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Stephan Wolf war der CEO der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) (2014–2024). Seit März 2024 leitet er das Industry Advisory Board (IAB) der Digital Standards Initiative der Internationalen Handelskammer (ICC), der globalen Plattform für die Angleichung, Einführung und Einbindung digitaler Standards. Vor seiner Ernennung zum Vorsitzenden war er seit 2023 stellvertretender Vorsitzender des IAB. Im selben Jahr wurde er in den Vorstand der Internationalen Handelskammer (ICC) Deutschland gewählt.
Zwischen Januar 2017 und Juni 2020 war Herr Wolf Mitvorsitzender der International Organization for Standardization Technical Committee 68 FinTech Technical Advisory Group (ISO TC 68 FinTech TAG). Von One World Identity wurde Herr Wolf im Januar 2017 unter die Top 100 Leaders in Identity gewählt. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Einrichtung von Datenoperationen und globalen Implementierungsstrategien. Er hat während seines gesamten Berufslebens an der Weiterentwicklung grundlegender Unternehmens- und Produktentwicklungsstrategien gearbeitet. Herr Wolf war 1989 Mitgründer der IS Innovative Software GmbH und erster Geschäftsführer der Gesellschaft. Später wurde er Sprecher des Vorstands der Nachfolgegesellschaft IS.Teledata AG. Diese Gesellschaft wurde schließlich Teil der Interactive Data Corporation, wo Herr Wolf die Funktion des Technischen Direktors innehatte. Herr Wolf hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft von der J. W. Goethe Universität, Frankfurt am Main.