Digitales Identitätsmanagement und die Notwendigkeit von LEI
LEI ist das einzige, standardisierte und aufsichtsrechtlich empfohlene System, das in der Lage ist, ein digitalisiertes Vertrauensverhältnis zwischen allen Rechtsträgern weltweit herzustellen
Autor: Stephan Wolf
Datum: 2020-07-30
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Der Mangel an Vertrauen ist ein grundlegendes Prinzip, das die Entwicklung in der digitalen Wirtschaft oft behindert. Wie kann ein Unternehmen darauf vertrauen, dass ein Zulieferer in mehreren hundert Kilometern Entfernung auch wirklich der ist, der er vorgibt zu sein? Wie kann ich als Person feststellen, ob das Unternehmen, das meine personenbezogenen Daten erhält, tatsächlich das ist, wofür ich es halte? Der Prozess zur digitalen Überprüfung der rechtlichen Identität eines Stakeholders ist mittlerweile eine Grundvoraussetzung des digitalen Lebens geworden. Durch ihn wird es möglich, die Identität der Teilnehmer einer digitalen Gemeinschaft zu ermitteln.
2020 wurde die Digitalisierung sämtlicher Aktivitäten auf persönlicher und Unternehmensebene beschleunigt, was zu einem nicht unwesentlichen Teil auf die regionalen Lockdowns und Maßnahmen zur räumlichen Distanzierung zurückzuführen war, die von Regierungen aufgrund von Covid-19 verhängt wurden. Digitale Innovationen wie IoT, Blockchain, Cloud Computing und offene API treiben den digitalen Wandel ebenfalls voran. Sie ermöglichen neue Geschäftsmodelle und revolutionieren die Art und Weise, wie Unternehmen miteinander in Verbindung treten und zusammenarbeiten. Angesichts dieser Flut an Änderungen, werden immer mehr Prozesse und Interaktionen digitalisiert, und Stakeholder müssen härter denn je daran arbeiten, etwaige Zweifel zu zerstreuen. Aus diesem Grund ist das digitale Identitätsmanagement wichtiger geworden als jemals zuvor.
Der Bereich wird jedoch zunehmend in Silos isoliert. In einer globalisierten digitalen Wirtschaft entwickelt sich die Überprüfung der Identität von Rechtsträgern wie Kunden, Partnern und Anbietern zu einer immer komplexeren und kostspieligeren Herausforderung. So konnte in einer von GLEIF durchgeführten Umfrage (Links siehe weiter unten) festgestellt werden, dass 50 % der Finanzinstitute zur Identifizierung von Kundenunternehmen durchschnittlich vier Kennungen heranziehen. Selbst innerhalb von einzelnen Ländern ist es üblich, dass mehrere Identitätssysteme nebeneinander existieren und häufig widersprüchliche Informationen liefern.
Letztlich führt eine derartige Fragmentierung aufgrund der Notwendigkeit wiederholter Identitätsbestätigungen über verschiedene Netzwerke zu Frustration und hohen Kosten für die Nutzer. Aus dieser Situation können sich auch Monopole ergeben, die von denjenigen geschaffen werden, welche die umfangreichsten und schnellsten Netzwerke aufbauen können, was in der Regel mittels proprietärer Plattformen und ohne Nutzung der Vorteile von Standards geschieht.
LEI: Ein außergewöhnlich starkes Tool für das digitale ID-Management
Diese Bedingungen schaffen für das Global Legal Entity Identifier System eine einzigartige Gelegenheit, eine führende und unterstützende Funktion zu übernehmen. Legal Entity Identifier (LEI) ist ein zwanzigstelliger, alphanumerischer Code, der auf dem von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) entwickelten Standard ISO 17442 basiert. Er stellt eine digitale Verbindung zu wichtigen Referenzinformationen her, um im juristischen Sinne eine klare und eindeutige Identifizierung von Personen, Unternehmen und Organisationen (gemeinsm als „Rechtsträger“ bezeichnet) zu ermöglichen. Das Global LEI System soll Regierungen und Branchen auf der ganzen Welt mehr Transparenz bieten, indem es die Ausgabe von LEIs ermöglicht und einen offenen, uneingeschränkten Zugang zu LEI-Daten auf globaler Ebene bietet.
Anders gesagt ist das Global LEI System die zentrale Stelle zur Verbindung von Daten im Rahmen der Rechtsträgeridentifikation und löst das Vertrauensproblem für sämtliche Rechtsträger weltweit. LEI ermöglicht den digitalen Wandel besonders effektiv auf eine Weise, die für alle Beteiligten problemlos nutzbar ist.
Als ein von der LEI Regulatory Oversight Commission (LEI ROC) (siehe „Links zum Thema“ unten) beaufsichtigtes und von den Aufsichtsbehörden gebilligtes System bietet es die einzige Lösung, die eine anerkannte, überwachte und standardisierte globale Identität für Rechtsträger festlegt, die wiederum mit dem jeweiligen nationalen Ausweissystem des Rechtsträgers verknüpft ist.
Das System wird durch offene Daten (siehe Links unten) untermauert, d. h., jede Person und jedes Unternehmen kann auf den LEI und die zugehörigen Referenzdaten zugreifen. Dadurch können Sperrungen von Anbietern und Konsumenten vermieden werden. Darüber hinaus schlägt das System eine Brücke zwischen traditionellen und Online-Prozessen, indem es bei jeder Transaktion als Instrument zur Identifizierung der Gegenpartei dient und Daten über Rechtsträger, die in Datenarchiven aufbewahrt werden, aggregieren kann.
Da die globale Wirtschaft immer stärker digitalisiert wird, ist es unabdingbar, die Herausforderungen im digitalen Identitätsmanagement zu überwinden. Die Fähigkeit, Rechtsträger richtig zu identifizieren, ist ein wesentlicher Teil dieser Bemühungen. Nur wenn Vertrauen zwischen den rechtlichen Gegenparteien besteht, lassen sich die wahren Vorteile einer digitalisierten Welt auch wirklich nutzen. Glücklicherweise gibt es hierfür bereits Lösungen. Nun liegt es an uns, diese auf angemessene Weise zu nutzen.
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Stephan Wolf war der CEO der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) (2014–2024). Seit März 2024 leitet er das Industry Advisory Board (IAB) der Digital Standards Initiative der Internationalen Handelskammer (ICC), der globalen Plattform für die Angleichung, Einführung und Einbindung digitaler Standards. Vor seiner Ernennung zum Vorsitzenden war er seit 2023 stellvertretender Vorsitzender des IAB. Im selben Jahr wurde er in den Vorstand der Internationalen Handelskammer (ICC) Deutschland gewählt.
Zwischen Januar 2017 und Juni 2020 war Herr Wolf Mitvorsitzender der International Organization for Standardization Technical Committee 68 FinTech Technical Advisory Group (ISO TC 68 FinTech TAG). Von One World Identity wurde Herr Wolf im Januar 2017 unter die Top 100 Leaders in Identity gewählt. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Einrichtung von Datenoperationen und globalen Implementierungsstrategien. Er hat während seines gesamten Berufslebens an der Weiterentwicklung grundlegender Unternehmens- und Produktentwicklungsstrategien gearbeitet. Herr Wolf war 1989 Mitgründer der IS Innovative Software GmbH und erster Geschäftsführer der Gesellschaft. Später wurde er Sprecher des Vorstands der Nachfolgegesellschaft IS.Teledata AG. Diese Gesellschaft wurde schließlich Teil der Interactive Data Corporation, wo Herr Wolf die Funktion des Technischen Direktors innehatte. Herr Wolf hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft von der J. W. Goethe Universität, Frankfurt am Main.